Seit 2018 ist der Kirchenkreis Berlin-Südost Gastgeber der Reihe “Lichtenberger Dialog”. Auf Grundlage eines politischen oder gesellschaftlich wichtigen Themas diskutieren Personen des öffentlichen Lebens mit dem Publikum. Der Lichtenberger Dialog steht jedem und jeder aus den Gemeinden des Kirchenkreises offen, die Veranstaltung ist eintrittsfrei. Ort: Großer Saal im Haus des Kirchenkreises (Schottstr. 6), Beginn: 19 Uhr.

Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls legte der Berliner Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk eine, wie er argumentiert, „andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute“ vor. Er begründet darin AfD- und Putin-Sympathien mit dem Fortleben autoritärer Traditionen.

Kowalczuk (Foto: C.H. Beck), 1967 in Ost-Berlin geboren, forscht und publiziert seit langem zur DDR-Geschichte. Nach dem Studium an der Berliner Humboldt-Universität und der Promotion (Universität Potsdam) arbeitete er für die Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen. Inzwischen gilt er als Spezialist für die Themen Repressionen und Widerstand in der DDR.
“Freiheitsschock” ist kein wissenschaftliches Werk, sondern eine gut lesbare Auseinandersetzung mit den Brüchen und Gegensätzen der jüngsten Geschichte. Züge einer Polemik trägt das Buch auch, es ist Kowalczuks persönlichste Publikation. Sie vertritt die These, Deutschland habe den “Freiheitsschock” der Wende und der Wiedervereinigung bis heute nicht zur Gänze verkraftet. Die Stilisierung der Montagsdemonstrationen zum Werk eines ganzen “Revolutionsvolkes” verkläre nicht nur die Wahrheit, sie habe zugleich den Enttäuschungen und Ressentiments Vorschub geleistet. Der Autor warnt vor einer wachsenden Empörungskultur, die sich sowohl im Wahlverhalten der Menschen spiegle, als auch in der geringen Bereitschaft vieler Ostdeutscher, sich kritisch mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Damit grenzt sich Ilko-Sascha Kowalczuk scharf von den Büchern von Dirk Oschmann („Der Osten: Eine west-deutsche Erfindung“) und Katja Hoyer („Diesseits der Mauer“) ab.
Mit dem Lichtenberger Dialog lädt der Kirchenkreis ein, Positionen und Erfahrungen zu beleuchten, aus Sicht Ostdeutschlands wie auch im deutsch-deutschen Vergleich.