Und wie die Saat aufging: Verabschiedung von Christine Raudszus

„Die Kirche bringt die Stadt zum Klingen, das ist auch Ihr Verdienst. Danke.“ Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel deutete nach seinem Grußwort eine Verneigung an in Richtung der scheidenden Kirchenmusikerin Christine Raudszus; Kirchenmusikdirektorin Christine Raudszus um ganz präzise zu sein, den Ehrentitel hat ihr die Landeskirche 2022 verliehen. „Wir hätten Ihnen und uns gewünscht, dass Sie die Ehrung im aktiven Dienst empfangen können“, schloss sich für die Evangelische Stadtkirchengemeinde Köpenick ihr GKR-Vorsitzender Wolfgang Harder an, „leider kam es anders“. Nun war es im Rahmen ihrer Verabschiedung in den Ruhestand „und der Würdigung ihrer Lebensleistung“, wie es Oliver Igel ausdrückte, dass Christine Raudszus die Urkunde in Empfang nehmen durfte. Überreicht wurde sie von Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, die zum Festgottesdienst nach Köpenick gekommen war.

Die Unterschrift des Bischofs datiert vom 18. März 2022. Ungefähr zeitgleich erkrankte Christine Raudszus. Das vor der Tür stehende, 75-jährige Jubiläum der St. Laurentius-Kantorei, das groß gefeiert werden sollte, wurde abgesagt. „Wir feiern erst, wenn unsere Chorleiterin wieder gesund ist“, erinnerte Kerstin Behnke, die Vorsitzende des Förderkreises der St. Laurentius-Kantorei, in ihrem Grußwort an das Votum der 78 aktiven Sängerinnen und Sänger – ein bedrückender Moment, zumal der Köpenicker Chor nach zwei zermürbenden Pandemie-Jahren gerade erst wieder seinen Rhythmus gefunden hatte und die Vorfreude auf den festlichen Anlass enorm gewesen war. Doch ein Fest ohne Christine Raudszus – undenkbar.

Als 75.+2-jähriges Jubiläum wurde der Geburtstag nachgeholt, am Sonntag Kantate, der unter dem Bibelvers „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“ aus Psalm 98,1 steht. Neben den Aktiven kamen zahlreiche Chor-Ehemalige, um sich bei Christine Raudszus zu bedanken. Die Kinder des Kinderchores und die ersten Sängerinnen und Sänger des 2003 von der Kirchenmusikerin begründeten Jugendchors sind längst erwachsen: „Wir haben inzwischen Kinder in dem Alter, in dem wir damals angefangen haben. Ich kann ihnen allen nur jemanden wir dich wünschen, Christine“, bedankte sich Sonja Dorau. Gemeinsam mit Sebastian Postel überreichte sie ein Erinnerungsalbum.

Kreiskantor Martin Schubert führte eine Delegation von Kirchenmusik-Kolleginnen und -Kollegen an. Er richtete an die Adresse der Neu-Ruheständlerin die Hoffnung, „dass du uns bald als Gast im Konvent besuchst!“ Christine Raudszus war zuvor von Pfarrer Ralf Musold aus dem aktiven Dienst der Gemeinde entpflichtet worden, wo sie über 25 Jahre lang gewirkt hatte. Fast über denselben Zeitraum leitete sie die St. Laurentius-Kantorei und hat deren Profil maßgeblich mitgeprägt, sowie durch die Kinder- und Jugendchorarbeit aufgewertet. Dazu gehörten neben einer Vielzahl gelungener Konzerte und Oratorien (u.a. Händels “Messias”, Mendelssohns “Elias”, Brahms “Ein deutsches Requiem” oder Rutters “The Mass of the Children”) die für die Chorgemeinschaft wichtigen Fahrten und Probenwochenenden, gemeinsame Ausflüge, sowie die Gestaltung von Gottesdiensten. Die Chorleitung liegt nun in den Händen von Jãnis Pēlmanis, der den großen Fußspuren, in die er tritt, mit Bescheidenheit und Dankbarkeit begegnet, im Bewusstsein, dass die Stadt(kirche), die er vorfindet, gut klingt.

Christine Raudszus richtete nicht weniger dankbare Worte an die Festgemeinschaft. Die Chorleiterin sei, verglich sie, „wie eine Gärtnerin, die sät, die Setzlinge gießt und in die Sonne stellt, ihnen beim Wachsen zusieht und versucht, sie vor Hagel und Sturm zu bewahren.“ Gesichert ist: Die Saat ist aufgegangen. Zum Beweis hat sie ein letztes Mal „ihren“ Jugendchor dirigiert.

Text & Fotos: T. Kasischke

Galerie: Zum Vergrößern der einzelnen Motive bitte das jeweilige Bild anklicken.

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.